Werk · Orgelkunde |
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Obwohl der grundsätzliche Aufbau jeder Orgel identisch ist, gleicht doch kein Instrument dem anderen. Neben dem unterschiedlichen äußeren Erscheinungsbild, das oft an die Räumlichkeiten angepasst ist, besitzt jede Orgel ihren eigenen charakteristischen Klang. Große Orgeln bestehen aus verschiedenen Orgelwerken, die jeweils einer eigenen Klaviatur oder dem Pedal zugeordnet sind.
Die sichtbaren Pfeifen mit der umgebenden Frontpartie werden Orgelprospekt genannt. In der Barockzeit statteten viele Orgelbauer ihr Instrument mit reichhaltigen Verzierungen, Schnitzereien, geschmiedetem Schmuck und Figuren aus.
Die Orgel zählt zu den Aerophonen. Die verschiedenen Pfeifen werden durch Druckluft (dem Wind) zum Klingen gebracht, welche in der Barockzeit von einem großen Blasebalg erzeugt wird. Um Druckunterschiede auszugleichen, wird die Luft nicht direkt den Pfeifen zugeführt, sondern über einen Balg geleitet. Dieser mit einem Dudelsack vergleichbare Teil der Orgel füllt sich durch das Pumpen des Blasebalgs und gibt den Wind mit konstantem Druck über Kanäle an die Windladen weiter.
Die Windladen sind das Herz der Orgel. In ihr stecken die Orgelpfeifen, jeweils über ein Ventil mit der Windlade verbunden. Das Ventil lässt den Orgelwind immer dann passieren, wenn die entsprechende Taste an Klaviatur oder Pedal gedrückt wird. Die Pfeife erklingt.
Man unterscheidet Labialpfeifen, bei denen der Ton durch Brechung an einer scharfen Kante erzeugt wird und Lingualpfeifen, die durch eine schwingende Zunge klingen. Die Zeichnungen führen zu weiteren Details über die Tonerzeugung bei den beiden Pfeifentypen.
Alle Pfeifen einer Bauart vom tiefsten bis zum höchsten Ton der Klaviatur werden Register genannt. Neben der Bezeichnung für die Klangfarbe (z.B. Streicher oder Nachthorn) wird dem Registernamen noch eine Tonhöhe angehängt (z.B. Streicher 8' oder Nachthorn 4'). Die Tonhöhe, in Fuß gemessen, entspricht bei offenen Labialpfeifen direkt der Länge der größten Pfeife, bei anderen Orgelpfeifen gibt sie an, welche Länge eine offene Labialpfeife haben müsste, um den tiefsten Ton des Registers zu erzeugen. Achtfüßige Register (8') klingen wie notiert, 16füßige eine Oktave tiefer, vierfüßige entsprechend eine Oktave höher. Allgemein klingen alle Längen, die sich durch Verdoppeln oder halbieren aus 8' erzeugen lassen, in Oktaven, da die Oktave genau einer Frequenzverdoppelung und damit Längenhalbierung entspricht.
Um mit einer Taste mehrere Pfeifen gleichzeitig erklingen zu lassen, können mehrere Register über Einstellungen am Spieltisch gekoppelt werden. So können beispielsweise gleichzeitig ein 8' und ein 4' Register erklingen. Durch hinzunehmen von ungeraden Registern (z.B. 3') können andere Intervalle (hier: Quinten) dem Grundton beigemischt werden, die den Gesamtton obertonreicher werden lassen.
Da keine Orgel wie die andere ist, muss sich der Organist immer wieder auf das entsprechende Instrument einstellen und die Registrierung, also die Register, die am besten für die verschiedenen Stimmen des Musikstücks geeignet sind, herausfinden. Die Summe aller Register, aufgeschlüsselt nach Werk nennt man Disposition. Sie gibt dem Organisten eine erste Vorstellung, wie das Instrument klingt.
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